Gedanken/Zitate
2014 hat der Kölner Konzept- und Wortkünstler SAXA (www.saxa.eu) von B.Hallier gesammelte Mary Bauermeister Gedanken und Zitate zu einem Portrait unter dem Motto "Gesichter sehen - Gedanken lesen" verdichtet.
Mary Bauermeister
Nach dem Krieg waren wir hungrig nach allem Neuen, wir erhofften uns von der Kunst einen Einfluss auf die Gesellschaft, denn wir hatten uns zum Ziel gesetzt, sie zu verändern.
Präfluxus waren Grenzüberschreitungen in jeder Hinsicht.
Zur manage a trois mit Karlheinz Stockhausen: der Urgrund seiner Musik ist Schmerz und das Heilmittel Liebe. Es war mir ein Anliegen, diese beiden Pole so aufs Papier zu bannen, dass sie nachempfunden werden können, miterlebt , miterlitten, miterlöst!
Wir leben in einer „Zuvielisation“: zuviel, zuviel, zuviel.
In der kosmischen Ordnung ist das Modell Mensch noch unausgereift.
Das menschliche Gehirn hat einen unglaublich großen Anteil Reptil, das glaubt, immer Angst haben zu müssen.
Wir müssen mit allen bisherigen, bestehenden Systemen radikal aufräumen.
Unsere eigentliche Aufgabe ist es, die Zukunft reinzulassen.
Ich hatte mich ganz gut im Windschatten der Männer etabliert.
Schön, dass Du da bist, pack mal eben mit an!
Vergleiche Dich nicht, denn dann bist Du nicht bei Dir selbst.
Zur Unendlichkeit: in meiner Kindheit vor der Schulzeit wollte ich den Begriff "unendlich" erklärt haben. Ich malte viele Punkte auf ein Papier, aber mein Vater sagte, er könne die Punkte noch zählen. Ich pünkelte so lange weiter, dass die Punkte so eng aneinander waren, dass sie ineinander verschwanden. Auch dies war meinem Vater nicht unendlich genug. Als ich ihm dann ein leeres weißes Blatt brachte, sagte er, dies sei am ehesten dem Begriff unendlich ähnlich.
Mein Vater wollte, dass meine Begabung, mathematisch denken zu können, in ein naturwissenschaftliches Studium münden sollte. Mein künstlerisches Anliegen ist jedoch das Aufzeigen von Möglichkeiten, nicht die Suche nach einem Gesetz im Sinne der Konstruktivisten. Mein Aufenthalt an der Ulmer Hochschule 1954 brachte mir die Einsicht, dass mir überhaupt keine Schule entsprechen könne - ich hatte meinen eigenen inneren Gestaltungswillen. Ich musste mich selber befreien, um zu mir zu kommen.
Meine "Malerische Konzeption" aus 1961 ist eine Studie, die ich in Darmstadt als Teilnehmerin an Stockhausens Kompositionsseminar erarbeitet hatte, eine Partitur für ein "gesamtsinnliches" Werk. Das Neue daran war, dass es nicht nur musikalisch zu realisieren war, sondern Anweisungen auch für bildende sowie für Koch-.Geruchs-,Tast-, Wort-, und Raumkünstler enthielt. Ich wollte die serielle Kompositionstechnik zunächst auf die bildende Kunst übertragen, denn man kann ja nicht nur jedem Ton verschiedene Eigenschaften wie Lautstärke oder Klangfarbe zuschreiben, sondern auch jedem Material. Es konnte spitz oder stumpf sein, fest oder flüssig, matt oder glänzend, und es konnte seine Aggregatzustände natürlich auch verändern. Durch die Kombination der optischen und klanglichen und vieler weiterer Elemente entstanden wieder neue Muster, und dann erweiterte ich meine Partitur in eine Konzeption für alle Sinne.
Glas ist für mich ein dominierendes Element. Konkave und konvexe Glaslinsen, eingesargt zwischen gläsernen Wänden, brechen das einfallende Licht, verändern die Wirklichkeit, werfen das Bild dem Beschauer zurück und geben den oft eingelassenen bemalten und beschrifteten Rundsteinen einen Hauch von Archaikum und Unwirklichkeit.
Ich gestalte Gärten, die eine heilsame Wirkung auf das Gemüt und den Geist haben sollen. Zur Kunst zählt auch das Gestalten mit Pflanzen - ihnen kommt eine therapeutische Funktion zu. Pflanzen, Blumen, Tiere sind Lebenspartner, deren Eigenart man zu respektieren hat. Den in der Natur innewohnenden Kräften versuche ich durch Meditation nahe zu kommen.
Man sollte immer das tun, was den größeren Mut erfordert - der inneren Stimme, der Intuition folgen!
Wie dem Spiel der Spektralfarben sind der Erfahrung eines neuen visuellen Erlebens keine Grenzen gesetzt. Die teilweise beweglichen Prismen Stelen aufgestellt in der Natur legen Zeugnis davon ab, dass Kunst und modernste Technik in keinem Widerspruch zueinander stehen - Natur und Kunstprodukt vereinen sich im künstlerischen Prozess zu einem neuen Ganzen. Eine dritte Kraft gerät dabei unmittelbar in den Mittelpunkt des Kunstgeschehens: der Mensch!
Lerne zu schauen: betrachte die Natur und ihre Phänomene! Gewinne eine neue Seherfahrung! Lass Dir Energie geben aus der Natur!
Es gibt einen transzentralen Bezug als eigentliches Thema meiner Arbeit: es gilt, Licht und Erde, Geist und Materie, Natur und Technik zu einem harmonischen Ganzen zu vereinen und somit einer künstlerischen Utopie einen überzeugenden, hoffnungsvollen realen Ausdruck zu verleihen.
Mein "Lichtkreuz" möge nicht als Leidenskreuz verstanden werden, sondern als ein frohes Lichtzeichen - als greifbares Symbol der Auferstehung des kosmischen Chrístus.